Woche der Landwirtschaft mit Landrat Ingo Brohl: Dialog über Zukunftsfragen und Herausforderungen

Von Dienstag, 9. Juli, bis Donnerstag, 11. Juli 2024, besuchte Landrat Ingo Brohl zusammen mit Vertretern der Kreis Weseler EntwicklungsAgentur Wirtschaft und der Öko-Modellregion für die Kreise Kleve und Wesel verschiedene landwirtschaftliche Betriebe im Kreisgebiet, um Einblicke in aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungsansätze zu gewinnen.

Ziel dieser „Woche der Landwirtschaft“ war es, den Austausch über zukunftsweisende Themen in der Landwirtschaft der Region Niederrhein zu fördern.

„Ich tausche mich regelmäßig mit unseren regionalen Lebensmittelerzeugern, unseren niederrheinischen Landwirten, und den Partnern in der gesamten landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette aus. In einer Woche der Landwirtschaft war mein Ziel, noch vertiefter in die Spannbreite aus Herausforderungen und Zukunftsthemen im Niederrhein Kreis Wesel reinzugehen“, so Landrat Ingo Brohl. „Die eigenen Einblicke in unterschiedliche Sichtweisen, die offenen Diskussionen über beispielsweise nachhaltige Praktiken, Bio-Zertifizierungen oder den Gemeinsamkeiten aber auch Unterschieden bei der konventionellen wie auch ökologischen Landwirtschaft sind für mich als Landrat wichtig. Das hohe Fachwissen und Engagement sowie die gute Haltung zur Bewahrung der Schöpfung als notwendige Grundlage für Ackerbau und Viehzucht unserer Landwirte, bestärken mich in meiner Haltung, dass es eine gute Basis für eine funktionierende Landwirtschaft am Niederrhein gibt, die wir aber auch politisch und gesamtgesellschaftlich stützen müssen. Der Wert unserer regionalen Lebensmittelerzeugung für die Versorgungssicherheit und Qualität unserer Lebensmittel sowie wirtschaftlichen Wohlstand, und damit die Leistung unserer Bauernfamilien und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kann gar nicht hoch genug bemessen werden.“

Im Kreis Wesel werden zahlreiche hochwertige Tierprodukte hergestellt. Davon konnte sich die Delegation unter anderem auf dem Lühlshof von Landwirt Carsten Schmäh in Wesel-Obrighoven überzeugen. Der Milchviehbetrieb, der auch Getreide- und Ackerfutter anbaut, bot Einblicke in die Milchviehhaltung und Rinderaufzucht. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Weidemilchproduktion des Hofs. Mit dem Tierschutzlabel "Für Mehr Tierschutz" in der Premiumstufe vom Deutschen Tierschutzbund erhält der Landwirt für den Verkauf der Milch an die Molkerei Moers Frischeprodukte einen höheren Milchpreis. Der Hof Holger Vens, ebenfalls in Wesel-Obrighoven, bot einen Einblick in die Zucht seiner „Obrighovico“ Schweine und erläuterte sein Konzept für Qualitätsfleisch und die Zusammenarbeit mit Fleischern. Diskussionsthemen umfassten außerdem die Zukunft der Landwirtschaft, insbesondere die Herausforderungen bei der Betriebsübergabe an seine Söhne. Auch auf dem Bio-Bauernhof Frohnenbruch von Klaus Bird und seiner Familie werden hochwertige Fleischprodukte hergestellt: Der Hof in Kamp-Lintfort ist bekannt für die Aufzucht von Fleischrindern, Freilandschweinen sowie Geflügel. Bird machte deutlich, dass er und seine Familie sehr zu schätzen weiß, dass der Kreis Wesel das in Deutschland nicht sehr verbreitete Konzept der Freilandschweinehaltung sehr positiv mit begleitet und überhaupt ermöglicht habe. Seit einigen Jahren führt die Familie Bird außerdem mit interessierten Besuchern Hofsafaris zu den Rinderherden und durch die Schweineaufzucht durch und betreibt einen Hofladen mit Hofcafé und einer neuen gläsernen Fleischverarbeitung, die ebenfalls zu Besichtigungen einlädt.

„Gerade beim Thema Tierprodukte geht es um Vertrauen“, sagt Landrat Ingo Brohl. „Qualitativ hochwertige Produkte entstehen nicht einfach so, sondern sind das Ergebnis von durchdachten Prozessen und viel Engagement. Mein Eindruck ist, dass unsere Produzenten im Niederrhein Kreis Wesel mit der Haltung arbeiten, dass nur ein gut gehaltenes Tier zu einer guten Produktion, zu einem guten Produkt führt und somit das Tierwohl sehr stark verankert ist. In dem Sinne wissen es auch unsere niederrheinischen Landwirte sehr zu schätzen, dass wir als Kreisverwaltung nicht nur Partner bei der Gestaltung von Zukunftsthemen sind, sondern eben auch die Aufgabe sehr ernst nehmen, schwarze Schafe zu identifizieren und entsprechend zu sanktionieren.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Tour war die regionale Direktvermarktung. Einen direkten Einblick erhielten die Vertreter des Kreises Wesel auf dem Obsthof Heinen in Wesel, wo Julius Heinen die Umstellung auf ökologischen Spargelanbau präsentierte. Ab April 2025 plant der Junglandwirt, erstmals Bio-Spargel anzubieten. Die Gruppe erfuhr Hintergründe zu den Umweltschutzstrategien und besichtigte die Kirschplantage, während über Themen wie den Glasfaserausbau und die Öko-Modellregion Niederrhein diskutiert wurde. Auch die „Lankerskate“ von Julian Koplin in Hamminkeln ist ein Betrieb, der sich auf die Direktvermarktung von biologischem Gemüse spezialisiert hat. Julian Koplin präsentierte Gewächshaus- und Freilandanbau für seine eigene Direktvermarktung und die Belieferung der beiden Biomärkte in Wesel und Bocholt, die auch einen Frischekisten-Lieferdienst anbieten und auch von der Familie Koplin geführt werden. Der Bauernladen „Bauer Graaf“ von Lisa und Raoul Laqua in Schermbeck ist ebenfalls ein regionaler Direktvermarkter. Raoul Laqua führte die Gruppe durch den Familienbetrieb und erklärte den Weg einer seiner hofeigenen Spezialitäten, der Roten Bete, vom Feld über die Verarbeitungsküche in den Hofladen und auf die Märkte der Region. Der Hofladen Bauer Graaf punktet besonders durch das regionale Sortiment. Die Familie Laqua legt beim Zukauf ergänzender Waren viel Wert auf die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern. 

„Die regionale Wertschöpfung mitsamt der regionalen Direktvermarktung ist ein wichtiger Faktor auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit“, sagt Landrat Brohl. „Die Kundinnen und Kunden haben die Möglichkeit, Informationen zu den Lebensmitteln aus erster Hand zu erhalten und profitieren davon, dass die Lieferketten kurz und die Produkte frisch sind.“

Einer der sehr zentralen Ansätze der Ökomodellregion Niederrhein ist die Außer-Haus-Verpflegung. Hierzu haben sich die Vertreter des Kreises Wesel ein Bild der Möglichkeiten und Herausforderungen bei der DIVERSA GmbH in Kamp-Lintfort gemacht, einem spezialisierten Caterer für Schulen, Kitas und Veranstaltungen am Standort des Rechenzentrum Niederrhein. Die Gespräche mit Tassilo Springer und Alina Koch konzentrierten sich auf den Küchenbetrieb als Inklusionsunternehmen im Verbund mit dem SCI (Service Civil International) Moers. Die DIVERSA GmbH ist seit über 10 Jahren am Markt tätig und produziert täglich ca. 850 Mahlzeiten. Mit der aktuell laufenden Förderung (RIBE-AHV) für eine finanzielle Beratung und Schulung der Mitarbeitenden für eine Bio-Zertifizierung will das Unternehmen in Zukunft auch auf Bio-Speiseangebote umstellen und dabei auch Wert auf regionalen Einkauf legen. Auch beim Thema Außer-Haus-Verpflegung konnte das Hofcafé von Klaus Bird punkten: Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Auszeichnung mit der Goldmedaille Bio für die hofeigene Gastronomie. Die Kosten für das Bio-Zertifikat wurden von der Öko-Modellregion Niederrhein gefördert. Landrat Ingo Brohl erkundigte sich über die jüngsten Entwicklungen bei der Bio-Zertifizierung für Einrichtungen der Außer-Haus-Verpflegung, die nun durch vereinfachte Dokumentationsanforderungen erleichtert wurden.

Kirstin Surmann, Managerin der Öko-Modellregion Niederrhein: „Eine nachhaltige Verpflegung außerhalb der eigenen vier Wände ist möglich. Das Bewusstsein für bioregionale Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung wächst und ich freue mich sehr, dass die Öko-Modellregion dabei unterstützen kann.“

 

Landrat Ingo Brohl (r.) und Kirstin Surmann, Managerin der Öko-Modellregion Niederrhein, im Gespräch besuchten gemeinsam mit Vertretern der EAW verschiedene Landwirte im Kreis.

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