Naturschutz an der Ober-Lohberg-Allee: Schulterschluss aller Beteiligten
"Wir wollen in Sachen Naturschutz an der Ober-Lohberg-Allee zukünftig eng zusammenarbeiten." - So lautete einmütig der Tenor einer Besprechung, zu der sich am Dienstag, 14. August 2018, auf Initiative des Projektleiters Bernd Lohse (RAG Montan Immobilien) Vertreter des Kreises Wesel, der Stadt Dinslaken, der NABU-Kreisgruppe Wesel und der RAG im Technischen Rathaus in Dinslaken trafen.
Die Zusammenkunft diente auch der Vertrauensbildung, nachdem die ehrenamtlichen Naturschützer öffentlich Kritik an der RAG wegen ihres, aus Sicht der NABU-Kreisgruppe, zu geringen Naturschutz-Engagements geübt hatten. Hierbei ging es im Wesentlichen um die Erhaltung des Amphibienbestands in dem unmittelbar an der Ober-Lohberg-Allee gelegenen Ziegeleibecken sowie um die Erhaltung des Fischbestands in dem sich nördlich anschließenden Kaiserbecken.
Das Kaiserbecken speist das Ziegeleibecken nicht mit Wasser. Dies ist aufgrund der Geländehöhen nicht möglich, weswegen das Kaiserbecken auch keine wesentliche Funktion für den Arten- und Naturschutz hat. Die RAG hatte das Kaiserbecken schon längere Zeit nicht mehr mit Wasser gespeist. „Als das Bergwerk noch in Betrieb war, wurde ständig Wasser bergauf in das Kaiserbecken gepumpt. Seit Jahren ist dies betrieblich nicht mehr erforderlich. Eine künstliche Bewässerung wäre kostenintensiv und nicht nachhaltig“, erläuterte Dr. Christoph Börgmann (Projektleiter in der Bergschadensabteilung, RAG) die Situation aus der Sicht der RAG.
Bei der Besprechung wurde nun ein gemeinsamer Weg gefunden, um mit der komplexen Thematik umzugehen. Kern der von allen Beteiligten mitgetragenen Absprache ist die geplante vollständige Verfüllung des ökologisch unbedeutenden Kaiserbeckens und die Bereitstellung bzw. Schaffung eines neuen ökologisch wertvollen Gewässers südlich der Ober-Lohberg-Allee. Konkret soll zunächst der Fischbestand des Kaiserbeckens entnommen und in ein von der Unteren Fischereibehörde des Kreises Wesel ausgewähltes Gewässer umgesetzt werden. Anschließend soll das Becken vollständig abgelassen, verfüllt und zu einem Landbiotop entwickelt werden.
Parallel soll eine südlich der Straße gelegene Senke mit dem Niederschlagswasser vom Dach der benachbarten ehemaligen Kohlenmischhalle beschickt werden und so als neues Laichgewässer dienen. Nun warten alle Beteiligten auf ergiebige Niederschläge, damit sich das Becken mit Wasser füllt. „Durch diese von uns durchgeführten Maßnahmen erhoffe ich mir sogar eine deutliche ökologische Aufwertung“, freute sich Bernd Lohse. „Der entscheidende Vorteil dieser Planung ist, dass die an der Ober-Lohberg-Allee abgefangenen Amphibien - gut 2.000 in den beiden letzten Jahren - nun nicht mehr über die vielbefahrene Straße getragen werden müssten“, erläuterte Bernd Finke von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel und Koordinator der dortigen Amphibienschutzmaßnahmen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn hierzu müssen einige Gehölze entnommen und die Senke entsprechend hergerichtet werden. Zudem muss das neue Laichgewässer mit einem amphibien-dichten Zaun umgeben werden. „Anderenfalls würden die Tiere, ihrem Instinkt und der Tradition folgend, unweigerlich über die Ober-Lohberg-Allee zu ihren früheren Laichgewässern wandern“, betonte Peter Malzbender, Vorsitzender der NABU-Kreisgruppe Wesel. Ziel der Maßnahmen ist es, den Amphibien einen Gesamtlebensraum südlich der Ober-Lohberg-Allee zuzuweisen und die Amphibienwanderung binnen etwa drei Jahren vollständig von der Straße abzukoppeln.
„Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Wesel wird ein Gutachten in Auftrag geben, welches alle in diesem Zusammenhang relevanten Fragen beantworten soll“, kündigte Bernd Finke an. Das zu beauftragende Gutachterbüro soll zudem die Amphibienwanderung des Jahres 2019 begleiten und die naturschutzfachliche Bedeutung des Schilfbestands in dem Ziegeleibecken als Lebensraum von einigen an Röhrichte gebundenen Vogelarten (z.B. Rohrammer, Teichrohrsänger) untersuchen. Die RAG wird sich an den Kosten für das Gutachten beteiligen. Und auch die Stadt Dinslaken und der NABU wollen die Amphibienschutzmaßnahmen tatkräftig unterstützen.