Kreis Wesel unter Landes- und Bundesdurchschnitt bei Inanspruchnahme von Pflegeleistungen

Mit großer Betroffenheit reagierten die Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz in der Sitzung am 13.09.2017 auf die Ausführungen von Ulrich Petroff, Koordinator für den Bereich Aufgaben nach dem Landespflegegesetz und dem SGB XI. Er stellte dar, wie sich die Zahl der Pflegebedürftigen in den nächsten Jahren voraussichtlich entwickeln wird – von ca. 20.000 Betroffenen im Jahr 2015 ist eine Steigerung auf rund 45.000 Betroffenen im Jahr 2040 zu erwarten. Petroff macht klar, dass diese Entwicklung einen Großteil der anwesenden Ausschussmitglieder betreffen kann. Im Bereich der vollstationären Pflege gibt es im Kreis Wesel momentan 48 Altenpflegeheime mit 4.598 Plätzen. Diese teilen sich in 3.418 Einbettzimmern sowie 1.180 Doppelzimmern auf. Das neue Pflegegesetz sieht vor, ab dem 01.07.2018 eine Einbettzimmerquote von 80% vorzuhalten. Diese wurde bislang nur von 10 Heimen im Kreis nicht erreicht. Bei vier Altenpflegeheimen werde man die Belegungszahl verringern und bei drei weiteren durch einen Umbau mehr Platz schaffen, um diese Quote rechtzeitig erfüllen zu können. Bei den restlichen Heimen sind umfassende Umbauarbeiten notwendig, so dass dort noch nach Alternativen gesucht werde.

Positiv ist jedoch, dass seit dem Jahr 2007 der Anteil der stationären Pflege im Kreis Wesel kontinuierlich gesunken ist. Damit liegt der Kreis Wesel deutlich unter dem Landes- wie auch Bundesdurchschnitt. Dies kann man u.a. auf eine gute Präventionsarbeit zurückführen. Ulrich Petroff betonte, „Heimaufnahmen sind möglichst zu verhindern. Es gilt der Grundsatz Ambulant vor Stationär. Hier ist besonders auf die intensive Präventionsarbeit durch Pflege- oder die Demenzberatung zu verweisen.“ Gudrun Seel (SPD) erklärte, „man muss die Geronto- und Demenzberatung massiv stützen.“ Michael Nabbefeld (CDU) zeigte sich ebenfalls beeindruckt und dankte für die ausführliche Darstellung der Situation. „Ich bin froh, dass Sie uns die Schwachpunkte unseres Pflegesystems so deutlich dargestellt haben“, sagte er. Kreisdirektor Ralf Berensmeier erklärte, dass eine frühzeitige Aufklärungsarbeit „originäre Aufgabe der Pflegekasse ist, da gibt es immer noch ein großes Defizit“ und sagte, „hier zeigt sich, dass es eine vorausschauende Entscheidung gewesen ist, das Fachseminar für Altenpflege nicht aufzugeben.“ Brigitte Prumbohm mahnte, „häusliche Pflege wird hauptsächlich immer noch von Frauen übernommen. Hier gilt es die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege besser zu unterstützen.“ Ansonsten drohe hier Altersarmut, betonte sie.

Kreisdirektor Berensmeier wies daraufhin, dass – wie bereits der Presse zu entnehmen war – Landrat Dr. Müller dem im Kreis Wesel ansässigen Heilpraktiker ebenfalls die Zulassung entzogen hat. Er erklärte, dass die Kreisverwaltung in ihrem Handeln transparent und stringent war. Man dürfe die Situation im Kreis Viersen nicht mit der vor Ort vermischen. „Klar ist, dass nichts wichtiger ist, als der Schutz der Menschen“, unterstrich er. „Das Heilpraktikergesetz stammt noch aus dem Jahr 1939 und bedarf dringend einer Überarbeitung – hier fehlt eine klare gesetzliche Neuregelung“, so Kreisdirektor Berensmeier