Asiatische Hornisse gefährdet heimische Insektenwelt: Kreisimkerverband und Untere Naturschutzbehörde bitten um Mithilfe

Schon seit Jahren ist ein starker Rückgang der heimischen Insekten erkennbar. Nunmehr macht sich ein weiterer Feind der heimischen Insektenwelt, die asiatische Hornisse (Vespa Velutina), auch im Kreis Wesel breit. Bereits im letzten Jahr wurden erste Vorkommen in Moers, Hamminkeln und Dinslaken festgestellt und die gemeldeten Fallzahlen steigen weiter an.

Um mehr über die asiatische Hornisse, ihre Biologie und Möglichkeiten der Bekämpfung zu erfahren, hatte Eckhard Uhlenbruck als Vorsitzender des Kreisimkerverbandes Wesel gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel (UNB) die Imkervereine Anfang Mai 2024 zu einer Informationsveranstaltung in das Kreishaus Wesel eingeladen. In seinen einführenden Worten brachte es Klaus Horstmann, Fachdienstleiter Naturschutz des Kreises Wesel, auf den Punkt: „Wir wollen keine Panik verbreiten, sondern gute und praktikable Bekämpfungsstrategien entwickeln und versuchen, das Gefährdungspotenzial der asiatischen Hornisse zu minimieren. Mit steigenden Fallzahlen ist bei uns aber die Erkenntnis gewachsen, dass wir ihre Bekämpfung nicht alleine schaffen können, sondern auf die Unterstützung aus der Bürgerschaft, insbesondere aus der Imkerschaft, angewiesen sind.“

In einem ersten Vortrag stellte Mareike van Hemert, Koordinatorin für den Bereich Artenschutz des Kreises Wesel, die naturschutzrechtliche Sicht dar. Insbesondere wies sie darauf hin, dass es die rechtlich festgeschriebene Aufgabe der UNB sei, invasive Arten wie die asiatische Hornisse zu bekämpfen. Denn diese Hornissenart, zuerst eingewandert vor 20 Jahren in Südfrankreich, trifft bei uns auf eine Insektenwelt ohne geeignete Abwehrstrategien und kann diese daher gefährden. Je nach Gegebenheit vor Ort, Offenland oder Wald, kann sich die asiatische Hornisse in ihrem Nahrungsspektrum anpassen. Dabei bevorzugt sie blütenbesuchende Insekten, vor allem Bienen. Aber auch andere Insekten, vom Schmetterling bis zur Fliege, stehen auf ihrem Speisezettel. 

Als weiteren Referenten hatten die Veranstalter Thomas Beissel, Imker und Wespen- und Hornissenberater, gewinnen können. Thomas Beissel, der inzwischen bundesweit zu Nestern der asiatischen Hornisse und deren Beseitigung gerufen wird, erläuterte den Imkern den jahreszeitlichen Entwicklungszyklus der Hornisse. Ungefähr ab Februar eines Jahres gründet die Königin das Nest. Diese anfangs noch sehr kleinen Initial- und Primärnester findet man meist geschützt z.B. in Hecken oder Gartenhäuschen. Die Nester lassen sich durch die muschelförmige Bänderung gut von den Nestern heimischer Wespen und Hornissen unterscheiden. Wird der Platz für das Nest zu eng, zieht das Volk etwa ab Juli um und gründet in hohen Bäumen das sogenannte Sekundärnest, dessen Einflugloch sich immer im unteren Bereich befindet. Das Volk wächst in dieser Zeit erheblich und beherbergt im September bis zu 6.000 Hornissen. Je nach Größe des Nestes werden dann bis zu 600 Königinnen erzeugt, von denen fünf bis 15 den Winter überleben und im nächsten Jahr neue Völker aufbauen. „Ausgehend von den Nestern in 2023 prognostiziere ich dem Kreis Wesel für 2024 mindestens 10 bis 15 Nester,“ so Herr Beissel.

Im weiteren Verlauf erläuterte Beissel dann die verschiedenen Möglichkeiten, um Nester aufzuspüren und diese dann gezielt zu beseitigen. Das sei nicht immer auf Anhieb von Erfolg gekrönt und erfordere viel Geduld. „Hierfür ist es am besten, mit geeigneten Strategien, aber trotzdem spielerisch und ausprobierend, auf die Suche zu gehen. Mein Tipp: Wenn Sie eine Sichtung gemacht haben, treffen Sie sich mal zum Grillen und gehen mit den Kolleginnen und Kollegen auf die Suche. Das kann mit mehreren Personen zum Erfolg führen und außerdem großen Spaß machen.“ Die Bekämpfung der Nester selbst müsse dann durch einen Experten im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde erfolgen. 

Zur Aggressivität der asiatischen Hornisse führte er aus, dass diese in freier Wildbahn sehr friedlich sei und Menschen nicht von sich aus angreife. Allerdings werden die Sekundärnester in den Bäumen stark verteidigt, wenn in direkter Nähe durch Erschütterungen Alarm im Nest ausgelöst wird. Deshalb ist die Bekämpfung der Nester nur durch darauf spezialisierte Fachfirmen vorzunehmen. Unabhängig davon ist die Meldung von Sichtungen der asiatischen Hornisse gerade zum jetzigen Zeitpunkt im Frühjahr, wo die Primärnester gebaut werden, sehr wichtig, da noch keine Geschlechtstiere vorhanden sind und sich die Nester noch in Bodennähe befinden.  

Dieser Empfehlung schlossen sich abschließend Eckhard Uhlenbruck und Klaus Horstmann an. Sie bitten daher alle Imkerinnen und Imker, aber auch jede Bürgerin und jeden Bürger des Kreises Wesel, Sichtungen der asiatischen Hornisse an die Untere Naturschutzbehörde (info.unb@kreis-wesel.de) zu melden. Schon im letzten Jahr gingen bei der Unteren Naturschutzbehörde viele Meldungen ein. Wichtig ist, möglichst ein Foto mitzuschicken, damit die Sichtung verifiziert und Falschmeldungen, die auch im letzten Jahr zu erheblichem Aufwand geführt haben, ausgeschlossen werden können. Um Falschmeldungen zu vermeiden, können sich Bürgerinnen und Bürger auch gerne an die Imker vor Ort wenden. Viele von ihnen erkennen die asiatische Hornisse recht zuverlässig und sind gerne behilflich, bei der Meldung zu unterstützen. Zu erkennen ist die Hornisse an ihrem überwiegend schwarzen Hinterleib mit einer schmalen gelben, aber scharf abgegrenzten Binde und vor allem an den leuchtend gelben Füßen. Die Arbeiterinnen erreichen eine Größe von 1,5 bis 2,5 cm, die Königin 3 cm. Sie ist daher kleiner als die deutsche Hornisse.